Die erschöpfte Kämpferin
Ulrike ist schrecklich einsam. Drei Jahre sucht sie schon nach einem neuen Partner. Nach einer schönen Nacht hat sich der aktuelle Kandidat distanziert gegeben und kann sich jetzt doch keine Beziehung vorstellen. Wieder ist eine Hoffnung gestorben.
Die 50-Jährige hatte eine Bilderbuchfamilie. Und immer war ein nagender Zweifel in ihr. Eines Tages checkt Sie das Handy Ihres Ehemanns und erfährt von seinen Parallelleben. 7 Jahre ging das schon so mit anderen Frauen. Auf Nachfrage war immer alles in Ordnung gewesen. Ein schwerer Schock. Die Trennung folgt, aber der Betrug nagt auch 3 Jahre später noch in ihr.
Die lebenslustige, kontaktfreudige und herzliche Frau lernt jede Woche neue Männer kennen. Aber trotzdem führt nichts in Richtung Beziehung, es ist wie verhext und ihr geht wirklich der Atem aus. Da Ulrike selbst als Coach arbeitet und mit ihrem Innenleben gut vertraut ist wagt sie sich mit mir in extreme Abgründe ihres Gefühlslebens vor und ist dabei zutiefst ehrlich. Sie findet heraus, dass sie sich tief drinnen verantwortlich fühlt für das Gelingen einer Beziehung. Auch bei ihrer Ehe wirft sie sich noch vor, vielleicht irgendetwas übersehen oder falsch gemacht zu haben. Ein klarer Fall für Verzeihensarbeit.
Ulrike verzeiht sich, dass sie nichts tun konnte. Das mag vielleicht absurd klingen, aber es trifft den Kern. Sie wagt es erstmalig sich mit der inneren Ohnmacht zu konfrontieren. Sie fühlt die Hilflosigkeit nichts machen zu können wenn der Ehemann in die Ferne schweift. Sie nimmt ihre Machtlosigkeit liebevoll an, dass es nicht nur an ihr hängt, ob aus einem Dates Beziehung wird oder eben nicht.
Lange hat sie es vermieden diese Gefühle zu fühlen. Sie bemerkt wie viel sie eigentlich immer gekämpft hat. Wie sie noch eine Ausbildung gemacht hat um zwischenmenschlich perfekter zu werden. Wie unendlich viele Chancen sie jedem Mann in Reichweite einräumt (bei dem eine gewisse Basis passt), um endlich ans Ziel ihrer Wünsche zu gelangen. Während Sie das alles fühlt wird sie von einer gewaltigen Müdigkeit überfallen. Zum Glück kann sie sich Zeit nehmen direkt eine Runde zu schlafen. Später schreibt sie mir noch: „Ich habe geschlafen wie ein Baby, irgendwas ist abgefallen von mir.“
Ulrike ist die typische Macherin gewesen. Aus Angst vor der Ohnmacht. Durch das Eingestehen dieses Gefühls hat sie in sich eine lange vermiedene Strömung geheilt, ist zurück getreten vom Tun. Jetzt ist sie bereit sich beschenken zu lassen. Vielleicht kommt vom Leben noch eine kleine Lernsituation, in der sie das Loslassen üben kann. Aber ich bin sicher, das große Muster ist geheilt und die Liebe wird nicht lange auf sich warten lassen.
Jetzt kann sie sich beschenken lassen vom Leben und von einem Mann der einfach sie will, ohne dass Sie etwas Übermenschliches tun braucht!