Coaching-Beispiel: Anziehung verloren – Trennung oder nicht?
Ein Frau mit Kinderwunsch hat sich verliebt, er schien der Richtige, aber nach 8 Monaten lässt bei ihr die Liebe nach. Karin ist 41 und fürchtet, dass sie keine Zeit mehr für eine Trennung hat.
Einen neuen Partner suchen, neu verlieben, prüfen ob es hält – was wenn dafür Jahre vergehen und es zu spät sein könnte für ihren drängenden Kinderwunsch? Ist Trennung der richtige Weg oder eine Flucht? Lässt sich noch was retten?
Das Anliegen von Karin ist, dass sie nach unserer Sitzung Klarheit hat wie ihr Weg weiter geht.
Schon nach wenigen Fragen haben wir scheinbar den Kern: sie stört sein Äußeres. Das schüttere Haar, die Figur – er ist einfach nicht mehr sexy für sie.
Ich möchte sie in die Tiefe ihrer Gefühle locken und frage: „Karin, hat es einen Vorteil zu denken ‘mein Partner ist nicht attraktiv und anziehend genug für mich‘?
Wie aus der Pistole geschossen kommt die Antwort: „Ja, dann habe ich einen Grund um nicht zugeben zu müssen, dass ich mich mit ihm langweile.“
Wunderbar, wir sind eine Ebene tiefer: der wahre Grund ihrer Abneigung ist nicht das Äußere, der wahrere Grund ist „Ich langweile mich mit meinem Partner“.
Also beginnen wir die Fragerei auf dieser Basis von vorne. Ja, das stimmt. Es hat keine relevanten Vorteile das zu denken und eigentlich wäre das Leben schön, wenn dieser Gedanke einfach ausradiert wäre. Er ist ein wunderbarer Mensch, er wäre der ideale Vater, das gemeinsame Leben ist wie im Bilderbuch, das Zusammensein ist harmonisch. Karin würde sich frei fühlen, glücklich sein, lächeln. Es stört nur dieser eine Gedanke. (Der tiefer liegende, der mit der Langeweile. Das Äußere spielt plötzlich keine Rolle mehr.)
Ein wichtiges Coachingtool, das von Byron Katie aus ihrer berühmten Fragetechnik „The Work“ stammt, ist den Gedanken ins Gegenteil zu verkehren und zu fühlen, ob da eine Wahrheit ans Licht kommt. Also verdrehen wir „Ich langweile mich mit meinem Partner.“ in „Ich langweile mich nicht mit meinem Partner.“ Keine interessante Reaktion. Eine andere Variante „Ich langweile mich mit mir.“ bringt Feuer ins Geschehen. Karin wird rot und zittert leicht. Eine Weile sagt sie nichts.
Dann glitzert eine Träne und sie spricht nur kurz: „Ja, das stimmt.“
Darüber möchte sie erst einmal nachdenken. Klar ist, dass alle Trennungsgedanken wie weg geblasen sind. Es geht um Lebenssinn, um Erfüllung und darum, selbst aktiv zu wählen, was die Inhalte in ihrem Leben sein sollen. Das Problem hat sich vom Außen ins Innen verlagert, an einen Ort wo Karin Einfluss hat und Veränderung bewirken kann.
Ihre Gedanken sind jetzt klar und zielgerichtet. Vielleicht kommt sie noch einmal wieder um mit meiner Hilfe weiter zu forschen. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass ihr die Ideen nun wie von selbst kommen werden. Sie hat die Sackgasse der falschen Konzentration verlassen und richtet ihre Aufmerksamkeit jetzt auf den Brennpunkt und nicht mehr auf den Nebenschauplatz.